Dienstag, 24. Oktober 2023

Santorin


Der Werdegang eines Inselvulkans und sein Ausbruch 1925-1928. 3 Bände. Berlin, Reimer. 1936.

Aus dem Vorwort

An der Spitze dieses Werkes muß der tiefempfundene Dank stehen an alle diejenigen, die durch ihre uneigennützige Mithilfe das Zustandekommen der Untersuchung im Felde und die spätere Bearbeitung des großen Beobachtungsmaterials über den Santorinausbruch von 1925-1928 ermöglicht haben...

Ganz besonders liegt mir am Herzen, allen meinen wissenschaftlichen Mitarbeitern an diesem übernationalen Werke meinen aufrichtigsten und angelegentlichsten Dank für ihre selbstlose Mitwirkung am Gelingen des Ganzen auszusprechen. Denn ohne diese Zusammenarbeit hätte niemals eine so gründliche und vielseitige Bearbeitung der Santorineruption unter einheitlichen Gesichtspunkten erfolgen können, da dieser Rahmen die Arbeitskraft eines Einzelnen weit überstiegen hätte.

An erster Stelle muß ich dabei wieder meiner griechischen Kollegen Prof. Dr. Georgalas und Dr. Liatsikas gedenken, nicht minder jedoch der anstrengenden Arbeitsleistung des Herrn Dr. Neumann van Padang, der sich der Mühe einer gänzlichen Neubearbeitung des Urvulkanismus Santorins unterzog, und der nie versagenden Mitwirkung Dr. Dobes, der schon während der Expedition mit peinlicher Sorgfalt die Bedienung der Instrumente und die hauptsächlichsten photographischen Arbeiten übernommen hatte, mir aber auch in den Arbeitsjahren nach der Expedition ein treuer Helfer war, vor allem bei den undankbaren Arbeiten der Manuskriptübersetzungen und der Literaturbearbeitung, sowie beim Druck des Ganzen...

Dank schulde ich ferner all den Herren, die kleinere Einzelgebiete im Rahmen ihrer speziellen Fachkenntnisse zu bearbeiten und für das Gesamtwerk zur Verfügung zu stellen die Liebenswürdigkeit hatten, so von griechischer Seite den Herrn Prof. Hondros und Dr. Pertessis, von deutscher Seite den Herrn Prof. Dr. Behrend, Prof. Dr. Quenstedt und Priv. Doz. Dr. Schuster, sowie Dr. Dobe...

Die von Dr. Dobe und mir angefertigten Photographien, von denen der Atlasband eine kleine Auswahl bringt, sind mit Filmen und Platten gewonnen worden, welche die Direktion der Agfa in Berlin liebenswürdigerweise zur Verfügung gestellt hat...

Aus der Einleitung

Die Vorgeschichte der Expedition

Die erste Mitteilung über den Beginn einer unerwarteten Eruption des Santorin-Vulkans verdanke ich einem Schreiben der Deutschen Gesandtschaft in Athen vom 12. August 1925, in dem unter Beilage der frühesten Zeitungsmeldungen auf die überraschenden Geschehnisse im Aegäischen Meer hingewiesen wurde...

Unterdessen hatten drei Herren den Wunsch ausgesprochen an der Expedition teilzunehmen und sich an den geplanten Arbeiten zu beteiligen.

Herr Dr. Dobe, Naturwissenschaftler von Beruf, hatte neben seinem Interesse für die Geschichte und Sprache des Landes der Wunsch sich auch mit Vulkanologie zu beschäftigen, zu seinem Entschluß geführt.

Herr Dr. Neumann van Padang wollte die seltene Gelegenheit nützen, nicht nur einen Vulkan in voller Tätigkeit zu beobachten, sondern auch die Entstehungsgeschichte eines Vulkangebietes aus seinem Aufbau und seinen nachfolgenden geologischen Schicksalen an einem konkreten Beispiel zu studieren...

Auch Herrn Dr. Herrmann, meinen dritten Reisegefährten, reizte in erster Linie die Erscheinungswelt eines Vulkanausbruches, doch hatte er leider nur kurze Zeit für die Reise zur Verfügung, während der er uns half, eine systematische Gesteinssammlung von den Zentralinseln, besonders von den Produkten der neuesten Eruption, zusammenzutragen.

Die notwendigen Vorbereitungen verzögerten meine Abreise von Berlin bis zum 21. September und ließen mich erst in den ersten Oktobertagen nach Neapel kommen, wo das Friedlaendersche Vulkan-Institut als Sammelpunkt der Expeditionsteilnehmer zur gemeinsamen Weiterfahrt ausersehen worden war. Eine Nachtbeobachtung des Vesuvkraters, sowie ein Besuch der Solfatara von Pozzuoli sollten die mich begleitenden Herren in das ihnen neuartige Arbeitsgebiet einführen. Ferner wurde in Neapel einige Tage Aufenthalt benötigt, um im Vulkaninstitut unsere Apparate für Sammlungen und Beobachtungen auszuprobieren und aus dem uns zur Verfügung gestellten Instrumentarium zu ergänzen. Außerdem war auch, soweit es die Zeit zuließ, noch die Santorin-Literatur in der Bibliothek des Institutes zu studieren.

Von Neapel ging die Reise ohne Aufenthalt über Brindisi nach Athen, das wir nach den letzten Einkäufen und Vorbereitungen für einen längeren Aufenthalt auf Santorin schon am 17. Oktober 1925 abends mit dem "Nikolaos Tojas" verlassen konnten. Am 18. Oktober nachmittags trafen wir wohlbehalten mit unserer Ausrüstung in Fira auf Santorin ein.

Hier wurden wir aufs herzlichste von den beiden bereits dort arbeitenden Geologen der griechischen Regierung, Herrn Prof. Dr. Georgalas und Herrn Dr. Liatsikas, sowie dem ebenfalls für physikalische Studien vorübergehend anwesenden Herrn Prof. Dr. Hondros von der Universität Athen empfangen...

Die deutsch-griechische Arbeitsgemeinschaft

... Die Arbeitsteilung im Felde wurde in der Weise durchgeführt, daß den zwei griechischen Hauptmitarbeitern, Georgalas und Liatsikas, sowohl die historische Bearbeitung der gesamten Phänomenik der Eruption von 1925/26 und 1928, wie auch die petrographische und chemische Auswertung der hierbei gelieferten Produkte zufiel. Dr. Neumann übernahm, wie schon erwähnt, die Neubearbeitung der Ringinseln, und damit der Vorgeschichte des Urvulkankomplexes von Santorin. Dr. Dobe widmete sich in erster Linie den Instrumenten und der Photographie im Dienste der geologischen Arbeiten und sammelte Beobachtungsmaterial zu einigen physikalischen Sonderfragen bei der Eruption...

Von Ende November 1925 bis Ende Februar 1928 stand der Vulkan außerdem unter der Beobachtung von Dr. Neumann van Padang und Dr. Dobe, welch letzterer besonders die Ausbruchsvorgänge verfolgte. Erst im März 1926 setzte bei bereits stark nachlassender Tätigkeit die erste Beobachtungslücke ein, da am 28. Februar auch Dr. Dobe und Dr. Neumann abgereist waren... 

Ein letzter dreitägiger Besuch des Vulkans vor dem Erlöschen der Dafni erfolgte in Begleitung von Prof. Dr. Sapper in der Zeit vom 6.-9. Mai...

Auch Dr. Dobe besuchte zur Beobachtung des Postvulkanismus und Vervollständigung des photographischen Archivs den Vulkan Ende März 1927 für kurze Zeit noch ein zweites Mal.