Sonntag, 12. November 2023

Pantheon

Internationales Adressbuch der Kunst- und Antiquitäten-Sammler und -Händler, Bibliotheken, Archive, Museen, Kunst-, Altertums- und Geschichtsvereine, Bücherliebhaber, Numismatiker. Ein Handbuch für das Sammelwesen der ganzen Welt. Bearb. von Albert Schramm (Museumsdirektor in Leipzig). 2. Aufl. Esslingen a. N., Paul Neff Verlag (Max Schreiber). 1926

Erwähnung (Seite 37):

Dobe, Friedrich, Dr., N.O. 55, Marienburger Str. 14. (Bibliophile) (1588)

Dobe, Jenny, Fräulein, N.O. 55, Marienburger Str. 14. (Bibliophile) (1589)

Dobe, Richard, S. 59, Gräfestr. 6. (Bibliophile) (1590)

Aus dem Vorwort:

"Zum zweiten Male erscheint hiermit das Pantheon. 12 Jahre sind seit der ersten Auflage verflossen, für ein Adreßbuch eine lange Zeit, eine doppelt lange Zeit aber für ein Adreßbuch, das heute mehr wie je benötigt wird. Was hat sich inzwischen nicht alles zugetragen! Krieg, Umsturz, Besitzwechsel, Inflation und alles, was mit solchen schrecklichen Zeiten zusammenhängt, ließen und lassen auch heute vielfach nicht klar sehen. Selbst ganz bekannte Freunde und Sammler hat man aus den Augen verloren, unser Adressenmaterial stimmt nicht mehr. So ist es erklärlich, wenn eine große Anzahl Freunde des "Pantheon" dessen Wiedererscheinen dringend wünschten. Der Verlag Paul Neff (Max Schreiber) hat erfreulicherweise trotz der schweren Zeit sich entschlossen, die zweite Auflage - und weitere Auflagen waren, wie das Vorwort der ersten Auflage schon mitteilte in gewissen Zeitabschnitten schon vorgesehen - nunmehr in Angriff zu nehmen.
Diese Arbeit war nicht leicht. Viele, viele Namen, die in der ersten Auflage angeführt waren, fehlen! Wie manchen Sammler hat der Krieg weggerafft! Wie viele sind in den 12 Jahren gestorben! Wie viele haben Hab und Gut und damit auch ihre Sammlungen verloren! Und unter letzteren sind ganz bekannte Namen. Wehmütig muß man feststellen, daß Sammler ersten Ranges ihre Sammlungen weggeben mußten, weil ihnen die Geldmittel fehlten. Ein großer Besitzwechsel hat hier stattgefunden. Bedauerlich bleibt dabei für immer, daß die Sammlungen oft in Hände übergegangen sind, die die Schätze weiter verschoben haben, oder daß sie von "Kriegsgewinnlern und Neureichen" aufgekauft wurden, denen jedes Verständnis für den wahren Wert der Dinge fehlte. Daß selbst Museen aus Mangel an Geld aufgelöst wurden, ist besonders betrübend. So ist die Zahl der Sammler in dieser zweiten Auflage naturgemäß eine geringere als im Jahre 1914.
Was die Beschaffung des Adressenmaterials anbelangt, so haben wir jede Vermittlertätigkeit gegen Entgelt abgelehnt, so sehr uns auch von den verschiedensten Seiten Adressenmaterial "billigst" angeboten wurde. Der persönliche Charakter des "Pantheon" sollte aufrecht erhalten bleiben, was gute Früchte getragen hat und, wie wir unten sehen werden, zu einer engeren Verbindung in der Gründung eines Internationalen Sammlerbundes führen wird. Es wäre ein Leichtes gewesen, doppelt und dreifach soviel Adressen zusammenzubringen, als tatsächlich vorliegen. Jeden kleinen Sammler von Briefmarken, Notgeld, Reklamemarken usw. aufzunehmen, lag nie in unserm Plan. Nur ernsthafte Sammler, die zielbewußt, mit Freude und Verständnis ihr Sammelgebiet pflegen, galt es, ausfindig zu machen. Auf die Angaben über das Sammelgebiet ist der größte Wert gelegt worden. Sie haben auch zu dem Schlagwortregister geführt, das als Anhang dem Adreßbuch beigegeben ist, und das, wie wir hoffen, vielen dienlich sein wird. Bloße Namen, ohne nähere Angaben des Sammelgebiets, sind nach Tausenden kurz vor Beginn des Druckes wieder ausgeschaltet worden. Was sind Namen ohne nähere Angaben! So gut wie wertlos...
Daß auch Unfreundlichkeiten vorkamen, soll nicht verschwiegen werden. Noch ist die Welt nicht so friedlich, wie es für die Arbeiten eines Internationalen Adreßbuches nötig wäre. Das wird jedem, der das Adreßbuch näher ansieht, sofort auffallen. Manche Lücke ist vorhanden, weil Haß und Entfremdung eine Beantwortung des Fragebogens nicht zuließen. Auch mehrmaliges Einsenden von Fragebogen brachte keine Antwort. Wenn also zum Teil bekannte Sammler fehlen, so ist es ihre eigene Schuld. Adressen ohne Unterlagen sind nicht aufgenommen worden. Privatsammler in Rußland gibt es nicht mehr. Ihr Eigentum ist eingezogen worden. Damit fehlen viele Namen der ersten Auflage. Wer aber die Antworten der Fragebogen über die staatlichen Museen und Institute Rußlands verfolgt, wird mit Befriedigung feststellen, daß die oft wertvollen Privatsammlungen nicht verschleudert, sondern den öffentlichen Instituten zugeführt worden sind.
"Ich verbiete hierdurch die Aufnahme meines Namens in das Sammler-Adreßbuch. Mein Name ist in Adressenlisten schon so oft mißbraucht worden, daß ich strafrechtlich gegen weiteren Mißbrauch vorgehen werde." Diese Äußerung gibt zu denken, zumal sie nicht vereinzelt an uns gekommen ist. 
So fehlt in unserm Adreßbuch so mancher bekannte Sammler, z.B. zwei bedeutende Goethe-Sammler. Sie begründen ihre Ablehnung damit, daß sie sich des Besitzes ihrer Sammlung allein erfreuen wollen, daß sie gar keine Veranlassung hätten, daß jeder x-beliebige in ihr Privatleben Einsich bekomme. Das läßt sich hören. Ist es aber juristisch haltbar? Die Frage wird den ersten Internationalen Sammlerkongreß, auf den wir unten zu sprechen kommen, beschäftigen. Zwei bekannte Juristen, die selbst Sammler sind, haben sich der Sache angenommen...
Daß wir den deutschen Verlagsbuchhandel nicht mit in unsern Sammlerkreis aufgenommen haben, trotzdem von den verschiedensten Seiten Wünsche darnach laut wurden, erklärt sich einfach aus der Tatsache, daß hierfür Nachschlagewerke genug vorhanden sind. Man vergleiche: Schramm, Deutschlands Verlagsbuchhandel. Mit Schlagwortregister. Leipzig 1925 und für den Buchhandel überhaupt das "Adreßbuch für den deutschen Buchhandel", das der Börsenverein der Deutschen Buchhändler herausgibt. Antiquare aufzunehmen war dagegen eine Selbstverständlichkeit, da sie den verschiedensten Sammelgebieten nahe stehen...
Leider hat der Tod während des Druckes eine Anzahl Sammler hinweggerafft, ich erinnere nur an Geheimrat Jessen, den verdienstvollen, langjährigen Leiter der Staatlichen Kunstbibliothek in Berlin, dem so viele Anregungen zu verdanken sind; ich erinnere an Universitätsprofessor Karl Weule, den rastlosen Förderer des Leipziger Völkermuseums, der so vielen von uns in seiner Sammlertätigkeit ein Vorbild war; ich erinnere an Geheimrat Schwenke, dessen Bücherkenntnis allgemein bekannt ist, usw. Soweit es noch möglich war, sind diese Namen im letzten Moment mit einem ✝︎ versehen worden. Adressverschiebungen sind erklärlicherweise während der Druckzeit ebenfalls zu verzeichnen. Sie werden im ersten Ergänzungsband bekannt gegeben...
Und noch ein Wort über das Sammeln selbst. Viele Sammlungen sind verschwunden, wie sie gekommen sind. Ihr Bestand konnte kein dauernder sein. Gewinnlust war die Triebfeder. So schossen die Kriegssammlungen wie Pilze in die Höhe. Und wo sind sie heute? Das "Pantheon" führt nur wenige auf. Fast vergeht kein Tag, an dem nicht eine Kriegssammlung zum Verkauf steht. Nicht aus Idealismus, nicht aus Freude am Schönen und Guten ist gar manchmal gesammelt worden, eine "Kapitalanlage" galt es zu schaffen; verständnisloser, krasser Materialismus hat die Schätze zusammengeführt, die zusammenzuhalten nur ein wirklicher Sammler verstehen wird.
Wer nur ist wirklich Sammler? Wer zielbewußt sammelt! Wenig Freude hatte die Adreßbuch-Redaktion an der bloßen Angabe "Bücher", "Bibliophilie", "Kunst" usw. In der Beschränkung erst zeigt sich auch hier der Meister. Aufklärung tut not, Kenntnisse müssen gesammelt, Beratungsstellen errichtet, persönliches Bekanntwerden angestrebt werden, um das Sammelwesen, das der gesamten Kultur so viele wertvolle Dienste geleistet hat und immer leisten wird, auf achtungsgebietende Höhe zu bringen. Während diese Zeilen in Druck gehen, finden in Zürich die ersten Besprechungen statt, die einen Zusammenschluß der wirklichen Sammler auf dem jährlich abzuhaltenden Sammlertag anstreben. Im Interesse der Sache liegt es, daß sich möglichst viele beteiligen...
Die Benützer dieses Adreßbuches bitte ich herzlich, mir jede Unstimmigkeit, jede Änderung, jeden Hinweis offen und frei mitzuteilen. Je mehr wirkliche Mitarbeiter das "Pantheon" hat, desto wertvoller wird es auch dem Einzelnen werden. Dem Verlag Paul Neff (Max Schreiber) in Eßlingen am Neckar herzlichst für jede Förderung zu danken, ist mir Bedürfnis. Mit Freude habe ich von Anfang der Arbeit an bis auf die letzten Tage vor Erscheinen des "Pantheon" feststellen können, daß es dem Verlag ernst ist um nur wertvolle Arbeit.
Leipzig, im August 1926.
Professor Dr. Albert Schramm,
Museumsdirektor."