Eichblatts Deutscher Sagenschatz
Band 2:
Märkische Sagen
Gesammelt und herausgegeben
von Prof. Dr. Heinrich Lohre
Leipzig-Gohlis, Hermann Eichblatt Verlag. 1921
Aus dem Vorwort:
[…] Als ich den Band zu bearbeiten übernahm, hoffte ich, eine größere Anzahl unveröffentlichter Stücke bringen zu können. Hier ist die Erfüllung hinter dem Wunsche zurückgeblieben. Ein Aufruf in den Blättern für „Heimatschutz in Brandenburg“ ergab nur einen bescheidenen Ertrag; um so mehr Dank gebührt den Einsendern. […]
Berlin, im Oktober 1920.
28. Der Spuk am Schermützelsee.
Im Schermützelsee ist eine Pfahlreihe, die aus vorgeschichtlicher Zeit herrührt. Dort ist es nicht geheuer. Einem Fischer, der dort eines Tages seine Netze auswarf, kam eine eiserne Pflugschar über den See entgegengeschwommen, vor der er grausend reißaus nahm. Ein anderer sah am Ufer ein feuriges Wagenrad schnaubend daherkommen und zischend im See versinken.
Nicht weit von diesem See, in der Nähe des Bahnhofs Dahmsdorf-Müncheberg ist das Kreuzfließ. An dessen Ufern pflügt nachts ein feuriges Kalb mit drei Köpfen, das schon mancher gesehen haben will.
156. Der gebrannte Birnendieb.
In Buckow (Kreis Lebus) war vor etwa 100 Jahren ein Amtmann, der konnte das Feuer besprechen und die Menschen „bannen“, daß sie festsaßen, wo sie gerade waren. Einst sah er mehrere Nächte hintereinander einen Jungen über seinen Gartenzaun klettern und dann seinen „Källbeerboom“ (Keilbirnenbaum) plündern. Da bannte er ihn zuletzt gerade in dem Augenblick, als er den untersten Ast loslassen wollte, um zur Erde zu springen, und ließ ihn einen Tag lang mit seinem Sack Birnen so hängen. – Man zeigt noch den Baum am Werder.