Städtisches
Luisenstädtisches Realgymnasium
Berlin S.14.
Sebastianstrasse 26
Bericht über das Schuljahr 1933/34
I. Unterrichtsverteilung
1. Im Sommer 1933
8) Stud. Rat Dr. Friedrich Dobe: [keine Klassenleitung]
OI.1, OI.2, UI.1, UI.2, UII: je 30h; OII: 1Ek, 3Bi; OIII.2: 1Ek; V.1, V.2: je 2Ek; 1 Ch/Bi. AG; zus. 25 Std.
12) Stud. Rat Dr. Paul Michaelis
Auf Grund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums während des ganzen Sommerhalbjahres beurlaubt. Der Unterricht wurde vom Lehrerkollegium und 2 zur Ausbildung zugewiesenen Stud. Referendaren übernommen:
Lewin, Siegfried, Stud. Ref.: OIII.1: 3En, UIII.2: 3F;
Höft, Albert, Stud. Ref.: UII: 3En; OIII.2: 3En;
2. Im Winter 1933/34
8) Stud.Rat Dr. Friedrich Dobe: [keine Klassenleitung]
OII., OI.2: je 3Ph, 2Rass; UI.1, UI.2: je 3Oh; OII: 1Ek, 3Ph; UII: 3Bi, 1Rass; 1 Ch/Bi. AG, zus. 25 Std.
II. Bericht über die Lehrer.
1. Die Veränderungen im Lehrkörper
Wenn auch die Besuchsziffer infolge Verschärfungen der Schulgeldbestimmungen und Abwanderung jüdischer Schüler gesunken war, so konnten doch die 16 getrennten Unterrichtsklassen aufrechterhalten werden. Ein Schwund in der Zahl der festangestellten Lehrkräfte trat nicht ein. Ausgeschieden mit Beginn des Schuljahres sind die Studienräte Herr Dr. Otto Böttcher, der an das Andreas-Realgymnasium überging und Herr Dr. Paul Michaelis, der, als Nichtarier vom 1.4.33 bis 14.8.33 beurlaubt, ab 1.10.33 an das Luisen-Oberlyzeum versetzt wurde. Dagegen sind zum gleichen Zeitpunkte 2 frühere Mitglieder des Lehrkörpers zurückgekehrt: Herr Stud. Rat Otto Köhler vom Viktoria-Oberlyzeum und Herr Oberschullehrer Hermann Felk von der Volksschule.
Herr Stud. Rat Dr. Friedrich Dobe, der schon im vorangegangenen Wintersemester bei uns tätig war, wurde am 29.6.33 endgültig mit Planstelle vom Sophiengymnasium an unsere Anstalt versetzt. - Christian Hermann Friedrich Dobe wurde als Sohn des Oberpostassistenten Friedrich Wilhelm Dobe am 24.8.85 in Berlin geboren, besuchte das Berlinische Gymnasium zum Grauen Kloster, das er Ostern 1905 mit dem Zeugnis der Reife verliess, und studierte in Berlin Mathematik, Physik, Chemie, Mineralogie und Biologie. Am 15.6.11 promovierte er in Rostock und bestand am 4.11.13 die Staatsprüfung in Berlin. Von Ostern 1914 ab war er Seminarkandidat am Leibniz-Gymnasium in Berlin, von Ostern 1915 ab Probekandidat am Kgl. Wilhelmsgymnasium in Berlin, wo er vollbeschäftigt blieb bis Ostern 1918. Nachdem er das Sommerhalbjahr 1918 an der Oberrealschule Spandau vollbeschäftigt verbracht hatte, kam er Michaelis 1918 an das Sophien-Gymnasium, wo er am 1.4.19 als Oberlehrer angestellt wurde. Michaelis 1932 kam er an das Luisenstädtische-Realgymnasium, wo der zum 1.4.34 in den Ruhestand versetzt wurde.
Obwohl er sich von 1914-1916 dreimal als Kriegsfreiwilliger gemeldet hatte, wurde er nicht Soldat, da er, als nur garnisondienstfähig, vom P.S.L. reklamiert wurde. Er führte 1917-1918 die Jugendkompagnie des Kgl. Wilhelmsgymnasium, wofür ihm das Verdienstkreuz verliehen wurde.
Nebenher beschäftigte er sich mit geologisch-vulkanologischen Studien, die ihn auf ausgedehnte Reisen in Deutschland, Italien und Griechenland führten.
Die Musiklehrerstelle an der Anstalt ist noch unbesetzt. Herr Oberschullehrer Kirchenmuskidirektor Fritz Schink, der sie im Sommersemester 1933 weiter wahrgenommen hatte, wurde zu Michaelis an das Realgymnasium nach Lichterfelde versetzt. Für ihn trat wieder Herr Oberschullehrer Musikdirektor Fritz Rögely ein, der uns infolge Pensionierung zu Ostern 1934 verlassen hat, um im neuen Schuljahr 1934/35 wieder Herrn Schink den Musikunterricht an der Anstalt zu überlassen.
Als wissenschaftliche Hilfskräfte waren im Laufe des Unterrichtsjahres weiter tätig: Herr Stud. Ass. Dr. Ernst Koller, der zwar am 1.5.33 der Althoffschule Nowawes überwiesen wurde, aber noch bis 19.9.33 3 Stunden Deutsch für den nebenamtlich beschäftigten Stud. Rat Herrn Dr. Hausmann erteilen durfte und Herr Stud. Ass. Rudolf Kahlau, dem Herr Stud. Rat Köhler 4 Stunden Mathematik abtrat.
In die freigewordene Stelle des Herrn Stud. Rat Dr. Michaelis teilten sich die Herren Stud. Ref. Albert Höft und Siegfried Levin, die im September 1933 ihre Assessorenprüfung bestanden. Stud. Ass. Levin blieb auch im Winter bei der Anstalt, während für Herrn Stud. Ass. Höft, der an die Luisenstädtische Oberrealschule überwiesen wurde, Herr Stud. Ass. Karl-Heinz Rosendahl eintrat. Beide Herren verliessen uns mit Beendigung des Schuljahres. Herr Levin, um nach Spremberg, Herr Rosendahl um an die Richard-Wagnerschule Berlin-Neukölln überzugehen.
Carl-Heinz Rosendahl, am 22.7.07 in Berlin-Schöneberg geboren, besuchte das Gymnasium zu Berlin-Steglitz bis zum Abitur, Michaelis 1925, studierte in Berlin, Rostock und wieder Berlin Philosophie, legte währenddessen 1927/28 die Turn- und Sportlehrerprüfung ab, bestand Weihnachten 1930 das wissenschaftliche Staatsexamen in den Fächern Englisch und Latein in Berlin und wurde für das erste Ausbildungsjahr von Ostern 1931/32 als Referendar und gleichzeitig als Erzieher ("Adjunkt") an das Joachimsthalsche Gymnasium zu Templin überwiesen. Nach dem 2. Ausbildungsjahr im Bezirksseminar II Berlin und an der Oberrealschule Steglitz, bezw. dem Schillergymnasium in Lichterfelde bestand er Ostern 1933 die pädagogische Staatsprüfung in Berlin. Als Assessor war er bis Herbst 1933 an der Kaiser-Friedrich-Schule in Berlin-Charlottenburg vollbeschäftigt, wurde dann infolge Klassenschwundes an das Luisenstädtische Realgymnasium überwiesen.
Siegfried Wolfgang Levin wurde am 12.8.03 in Rathenow als Sohn des Lehrers Hermann Levin geboren. Er besuchte zunächst die Neustädtische Gemeindeschule zu Rathenow, danach die Realschule und schliesslich das Realgymnasium. Ostern 1922 erhielt er dort das Reifezeugnis. Die damals beginnende Inflation zwang ihn, auf ein Studium zu verzichten. Er wurde kaufmännischer Angestellter bei der Emil Busch A.G., Optische Industrie, Rathenow. Ostern 1926 sattelte er um und studierte Deutsch, Englisch, Französisch und Leibesübungen in Greifswald, Breslau und Kiel. Ostern 1928 bestand er das Turnlehrerexamen in Breslau, am 7.5.31 die wissenschaftliche Prüfung in Kiel. Vom 7.5.31 bis 31.10.31 war er Hauslehrer bei Baron von Ahlefeld-Dehn auf Borknis bei Eckernförde. Seinen Vorbereitungsdienst leistete er an der Hindenburg-Oberrealschule, Eberswalde (1.10.31-1.10.32) und am Bezirksseminar V Berlin ab. Von letzterem wurde er dem Viktoria-Oberlyzeum (vom 1.10.32-1.1.33) und dem Luisenstädtischen-Realgymnasium (vom 1.1.33-1.10.33) überwiesen. Am 22.9.33 bestand er die pädagogische Prüfung. Vom 16.10.33-31.3.34 war er dem Luisenstädtischen Realgymnasium zur Beschäftigung überwiesen.
Herr Stud. Ass. Johannes Weidner wurde Ostern 1933 zu anderweitiger Beschäftigung abberufen; für ihn wurde am 1.5.33 Herr Hilfszeichenlehrer Franz Linde der Schule für 14 Wochenstunden zugeteilt. Im Wintersemester 1933/34 übernahm Herr Hilfszeichenlehrer Stuller den Unterricht.
Auch die Leibesübungen erforderten die Heranziehung einer Hilfskraft. Herrn Oberschullehrer Gustav Müller von der Luisenstädtischen Oberrealschule wurde im Sommer 9, im Winter 12 Stunden übertragen.
Da ernstere Erkrankungen im Kollegium nicht auftraten, brauchte die vorgesetzte Behörde nicht um Ersatzkräfte angegangen zu werden. Die notwendigen Vertretungen, auch bei Beurlaubungen, übernahm der Lehrkörper selber. Von 23.4.33 bis 14.5.33 war Herr Oberschullehrer Feddern zum Geländesportkursus in Döberitz einberufen. Weiter nahmen an der Wehrsportausbildung teil: Herr Stud. Ass. Höft in Adlershof, Herr Stud. Ass Levin in Pretsch a. Elbe. In einem Lehrgang für Gasschutz wurden die Herren Studienräte Dr. Tänzler, Dr. Kuck, Mauer, Fiedler, Zinnecker und Oberschullehrer Falk ausgebildet.
II. 3. Lehrerausschuss
Der Lehrerausschuss hat sich zu Beginn des Schuljahres als nicht mehr zeitgemäss aufgelöst.
III. 2. Schülerselbstverwaltung
Schülerselbstverwaltung in der extremen Form der "Schulgemeinde" gab und gibt es an unserer Anstalt nicht; ihre Einrichtung scheiterte stets an dem gesunden Sinn der Schülerschaft. Die einzelnen Klassen bilden zunächst eine Gemeinschaft für sich. Die Wahl ihrer Sprecher und Ordner, Tafel- und Kartenbeamten bedarf der Bestätigung durch den Ordinarius, der auch die monatlich stattfindende Gemeinschaftsstunde zur Besprechung von Klassenangelegenheiten abhält. In den oberen Klassen, die nach selbstaufgestelltem Plan in den Pausen zur Inspektion mit herangezogen werden, können Sprecher und Ordner in Anwesenheit des Direktors zum Schülerausschuss zusammentreten, um Schulveranstaltungen vorzubereiten. Bei Exkursionen, Geländeübungen, Feuer- und Gasalarm wurden die älteren Schüler auf die unteren Klassen zur Unterstützung der Lehrer oder zur Aufsicht und zum Geleit verteilt. Alle Vereinigungen, die an der Schule bestehen, verwalten sich selber unter der Obhut des Protektors.
Schülervereine:
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Die Jungflieger-Gruppe, die von Herrn Stud. Rat Zinnecker gefördert wurde, hatte sich dem Flugsportverein "Adler", dessen Übungsgelände sich bei Rahnsdorf befindet, angeschlossen. Im Oktober 1933 wurde der Rat der H.J. (Abteilung Flugertüchtigung) befolgt. Die Gruppe wurde aufgelöst, ihre Mitglieder wurden der H.J. zugeführt.
Die V.d.A. [Verein für das Deutschtum im Ausland]-Schulgruppe, die sich an alle Schüler wendet, hat unter der neuen Leitung des Herrn Stud. Rat Köhler eine rührige und segensreiche Tätigkeit entfaltet. Sie beteiligte sich rege an den Veranstaltungen des Bezirks Luisenstadt. Am 21.8. hielt der Landesjugendführer Herr Erich Klinghammer in unserer Aula einen Vortrag über die Not der Auslandsdeutschen Russlands. Der "Volksdeutsche Abend", den die Gruppe unter Mitwirkung von Schülerinnen des Evangelischen Lyzeums des Ostens und des Viktoria-Oberlyzeums am 6.2.34 veranstaltete, fand allgemein wohlverdiente Anerkennung. Packend der Ein- und der Ausmarsch der Fahnen und Wimpel! Deklamationen, Lieder zur Laute, Volkstänze wechselten miteinander ab. Höhepunkte waren die kraftvolle Ansprache des Obmanns, des Primaners Fichtner über volksdeutsches Grossdeutschland und besonders der Lichtbildervortrag des Stud. Rats Herrn Köhler über "Adolf Hitler, unser Führer". Die Musik wurde ausgeführt von der Kapelle des V.d.A., Musikzugführer Borchard.
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Tief erschütterte wurde unsere Gemeinschaft durch die Nachricht, dass der Quartaner Klaus Fischer durch Vaters Hand ein gewaltsames Ende gefunden hatte. Eine Abordnung von Lehrern und Schülern beteiligte sich am 8.1.34 an seiner Beisetzung.
IV. Elternbeirat und Elternschaft.
1) Der Elternbeirat, aus einer unpolitischen Einheitsliste hervorgegangen, erfuhr im Laufe des Schuljahres aus verschiedenen Gründen eine Umbildung. An den Sitzungen, die zur Erörterung von Schulfragen angesetzt wurden, beteiligten sich die Mitglieder: [Personenliste]
Vorbereitungen zu einer Neuwahl unterblieben auf Anordnung der vorgesetzten Behörde.
V. Aus der Schulchronik
Das Schuljahr 1933/34 stand ganz unter dem Zeichen des siegreichen Nationalsozialismus. Schon in der äusseren Gestaltung unserer Unterrichtsstätte machte sich der neue Geist geltend. Was früher immer wieder vergeblich beantragt wurde, ist im Rahmen des Arbeitsbeschaffungsprogramms bewilligt worden, angefangen oder vollendet. Die notwendigen Vorarbeitungen für Sammelheizung in allen Häusern anstelle der veralteten Öfen sind eingeleitet worden. Überall sind Doppelfenster angebracht. Auch die Vorderfassade hat durch Neuanstrich ein gefälliges, würdiges Äusseres erhalten.
Das vollausgebaute Reformrealgymnasium, das im Sommer von 490, im Winter von 440 Schülern besucht wurde, entliess zu Ostern 1934 seine ersten Abiturienten. Die stattliche Zahl von 33 Jünglingen, welche die Reifeprüfung bestanden hatten, wurde vom Direktor am 16. März in feierlicher Weise verabschiedet, nachdem Herr Stud. Rat Mauer als Ordinarius in seiner Abschiedsrede billige Angriffe gegen den Intellektualismus abgewehrt hatte. Wer die zahlreichen Veranstaltungen im Laufe des Schuljahres, welche den regelmässigen Unterricht unterbrechen oder begleiten, verfolgt, wird die höhere Schule nicht einseitig und weltabgewandt schelten.
Das Schuljahr wurde am 2.5.33 mit einer Ansprache des Herrn Stud. Rat Abel über unseren Volkskanzler eröffnet. Beim Appell auf dem Schulhofe am 8.8.33 wurde der deutsche Gruss eingeführt. Seit Weihnachten fand jedesmal zu Beginn und zu Ende eines Unterrichtsabschnittes nach feierlicher Ansprache des Direktors die Flaggenehrung statt.
Wiederkehrende religiöse Feste wurden in herkömmlicher Weise gefeiert. Zum Gedenken an die Einführung der Reformation in die Mark hatten sich Ober- und Mittelstufe am 31.10. in der Aula vereinigt. Den Oberprimanern Kerwien und Lemme, welche die Bedeutung des Tages würdigten, wurden von ihrem Religionslehrer, Herrn Dr. Hansmann, die Denkmünzen der Stadt Berlin mit einer Ansprache überreicht. Der 450. Geburtstag Luthers am 10.11. gab Anlass zu einem Festgottesdienst in der Luisenstadtkirche, an dem unsere evangelische Schulgemeinde geschlossen teilnahm. Unsere Weihnachtsfeier am Abend des 21.12. hatte wieder, wie stets, auch viele Eltern und Freunde herbeigerufen. Im Mittelpunkt stand die Festrede des Direktors, es folgte ein Krippenspiel, aufgeführt von Quartanern. Dann verteilte der Weihnachtsmann unter strahlendem Lichterbaum Prämien und leckere Gaben.
Das Jahr war reich an vaterländischen Fest- und Gedenktagen. Zur Maifeier im Lustgarten am 1.5. marschierte die Schule um 7 Uhr morgens zu dem ihr angewiesenen Sammelplatz. Hindenburg, Hitler und Goebbels mahnten die Jugend zu treuer Pflichterfüllung und weckten die Begeisterung der Massen. Am 15.9., dem Tag der Staatsratseröffnung, wurde das Fest der deutschen Schule im Stadion wiederholt. alle Klassen durften das farbenprächtige Bild in sich aufnehmen und den übertragenen Reden lauschen, nachdem schon am 10.9., Sonntags vorher, 40 unserer Schüler unter Führung der Herren Köhler und Winkler zur Mitwirkung bei dem eigentlichen Feste abgeordnet worden waren. Am 13.10., 12 Uhr, sammelte sich die Schulgemeinde zur Hindenburg-Gedenkstunden in der Aula, wo Herr Stud. Rat Markert das Wirken des greisen Reichspräsidenten in Krieg und Frieden würdigte. Am 10.11. mittags wohnten wir der Übertragung der Kanzlerrede aus den Siemenswerken bei. In seiner einleitenden Ansprache wies der Direktor auf die Bedeutung der bevorstehenden Volksabstimmung und Reichstagswahl hin. Zur Reichsgründungsfeier am 18.1. hatte Herr Stud. Rat Fiedler die Festrede übernommen. Über Erstrebtes und Erreichtes sprach Herr Stud. Rat Sander am 30.1. mittags zur Feier der Machtübernahme. Der 24.2. war dem Gedenken unserer Helden geweiht. Herr Stud. Rat Habel hielt die tiefempfundene Ansprache. Zum Beginn des neuen Kampfes gegen die Arbeitslosigkeit wurde am 21.3. die Rede des Führers aus München übertragen. Die Einführungsworte sprach der Oberstudienrat; der Direktor brachte das Siegheil auf das Vaterland und die Männer aus, die seine Geschicke leiten.
Weitere Feiern wurden veranstaltet, damit das Andenken an grosse Deutsche in der Jugend geweckt und erhalten bleibe und grosse geschichtliche Ereignisse in ihren glücklichen oder unseligen Folgen recht erkannt werden. Bei der Brahms-Feier, für die Ober- und Mittelstufe am Schluss des Vormittagsunterrichts des 8.5. vom Musiklehrer Schink vorbereitet, hielt Her Musikprofessor Dr. Egidi von der Akademie für Kirchenmusik die Festrede. Als Solistin wirkte Frl. Gast (Mezzosopran). Am 29.5. gedachten wir des Helden Schlageter. Herr Stud. Rat Zinnecker würdigte Leben und Sterben des opferbereiten, kerndeutschen Mannes. Die unsinnigen Auswirkungen des Versailler Friedensvertrages wurden den Schülern am 28.6. in einem Lichtbildervortrag des Herrn Stud. Rat Sander vor Augen geführt. Die Bedeutung der Befreiung Wiens 1683 von den Türken schilderten Herr Stud. Rat Fiedler der Ober- und Mittelstufe, Herr Stud. Rat Sander der Unterstufe am 11.9. Dem nationalen Dichter Hermann Stehr war eine Gedenkstunde am 16.2.34 unter Leitung der Herren Stud. Rat Sander und Stud. Ass. Levin geweiht.
Dem Ausbau, der Vertiefung des Unterrichts dienten folgende Darbietungen, zu denen sich empfohlene schulfremde Kräfte erboten hatten: am 26.6. führte der Rechenkünstler Fred Brauns verblüffende Gedächtnisleistungen vor. Herr Rezitator Fiedler erfreute die Ober- und Mittelstufe am 12.8. durch den Vortrag von Wildenbruch "Die Quitzows". Am 5.9. spielten englische Studenten in der Aula "Julius Caesar". Herr Franke schilderte in einem Lichtbildervortrag am 14.9. Deutsch-Südwestafrika. Herr Obl. z. S. Stolzmann berichtete am 25.11. über seine ergreifenden Erlebnisse in der Schlacht am Skagerak. Herr stud. theol. Behm hielt am 14.12. einen plattdeutschen Vortrag aus Reuter. Auch unser Kollege Herr Oberschullehrer Falk führte uns am 25.1. seine Reise nach Italien und Afrika in eigenen Lichtbildern vor Augen.
Die reichen Bildungsmöglichkeiten Berlins wurden klassenweise unter Leitung der Fachlehrer voll ausgenutzt. Herr Stud. Rat Zinnecker besuchte mit der Oberstufe oder der Kunstarbeitsgemeinschaft: Schloss, Zeughaus, Ehrenmal, Ausstellung Peson im Schloss, Islamische Kunstausstellung, das Kunstgewerbemuseum, Ausstellung "Bild im Heim", Ausstellung der Ostmark, Ausstellung "Deutsches Heimwerk", Ausstellung des Malers Storch im Scherlhaus. Von anderen Herren wurden Klassen nach der urreligions-geschichtlichen Ausstellung, der landwirtschaftlichen und Kolonial-Ausstellung, in die Schlageter-Ausstellung, ins Naturkundemuseum, Meereskundemuseum, die Funkausstellung, Die "Kamera", Ausstellung "Deutscher Osten", das Luftschutzmuseum geführt. Zur Besichtigung des Feuerschutzmuseums wurde die Oberstufe am 27.10. mit Autobussen von der Schule abgeholt. In die Groterjahn Malzbierbrauerei und in die Schultheis-Patzenhofer Brauerei wurde unseren Primanern Einlass gewährt.
Im Planetarium hörten unsere Schüler folgende Vorträge: am 10.5. "Sonne, Mond und Sterne" (V. u. VI.), am 15.11. "Orientierung der math. Geographie" (O.I. u. I.I.), am 31.1. "Der Himmel als Kompass". Die gesamte Schule sah die Filme "Hitlerjunge Quex" (1.11.), den Lutherfilm (13.12.) "Sieg des Glaubens". Die Oberstufe wohnte am 17.2. der Aufführung des Volksstücks "Der Erbstrom" im Wallnertheater bei.
Der Pflege des Gemütslebens, der Erziehung zu edlem Genuss sollten Abendveranstaltungen dienen, die nicht nur für Schüler, sondern auch für die grössere Gemeinschaft der Luisenstädter gedacht waren. Den Reigen eröffnete die "Frühlingsfeier" am 18.5. zur Förderung der Hausmusik. Chor und Orchester der Anstalt wirkten zusammen mit dem Reform-Konservatorium für Musik. Am 21.11. hatte sich der gemischte Chor "Liederhort" unter seinem Dirigenten Herrn Musikdirektor Striemer dem Schulkonzert zur Pflege deutscher Hausmusik zur Verfügung gestellt. Hier und in einem eigenen Konzert am 20.1. erfreute uns Herr Musikdirektor Rögely durch vollendete Darbietung eigener Kompositionen.
Wanderungen und sportliche Übungen: Alle Bestrebungen, die der körperlichen Ertüchtigung der Jugend dienen, ihren Charakter bilden und Liebe zur Heimat in den jungen Herzen wecken sollen, wurden gebührend unterstützt. Die Schule beteiligte sich an der Sonnwendfeier am 24.6. Frühmorgens um 7 1/2 erfolgte der geschlossene Abmarsch nach dem Grützmacher, wo Spiele und Wettkämpfe der Schulen des ganzen Bezirks stattfanden. Zur Kundgebung des Reichsverbandes für deutsche Jugendherbergen versammelten sich die Schüler auf dem Senefelder Platz, um von dort nach dem Lustgarten zu marschieren, wo Herr Stadtschulrat Dr. Meinshausen die Rede hielt. - Zu Wanderungen im Klassenverbande wurde allmonatlich ein Tag freigegeben; im strengsten Winter wurde dafür an 2 Tagen der Unterricht zur Förderung des Eissports vorzeitig geschlossen. Der erste Wandertag im Schuljahr am 29.5. wurde zu einer grossen Geländeübung der ganzen Schule im Grunewald ausgenutzt. 2 Parteien unter Führung der Herren Stud. Räte Markert und Fiedler marschierten aus verschiedenen Richtungen gesichert zum Treffen am Kaiser-Wilhelm-Turm. 18 km-Märsche nach Marzahn machten die U.I. am 5.9., die O.II. und U.II. am 21.9. unter Leitung des Turnlehrers Herrn Feddern. Eine Woche später zog wieder die Unterprima zur Geländesportübung ins Freie. Eine besondere Feier der Sonnenwende veranstalteten die Klassen O.II.-O.III. am Liepnitzsee. Nach einer Geländeübung am Nachmittag ging der Holzstoss in Flammen auf, wobei Herr Stud. Ass. Levin die Feuerrede hielt. Am 29.6. unternahmen Chor und Orchester eine Sängerfahrt nach der Woltersdorfer Schleuse. - Endlich wurden verschiedenen Klassen mehrtägige Wanderfahrten gestattet, die sich zeitlich in folgender Reihenfolge abspielten:
11.-13.9.: O.I.2. begab sich unter Führung des Herrn Dr. Dobe nach Wittenberg zur Lutherfeier. auf der Heimkehr wurde Kloster Zinna und das Jüteboger Lager besichtigt.
16.-18.10.: U.I.2. wanderte mit Herrn St.R. Gröbel nach Neuruppin-Rheinsberg-Gransee.
4.-6.3.: U.III.a unternimmt eine Wanderfahrt nach Buckow. Führer Herr Stud. Ass. Levin.
15.-17.3.: Das gleiche Ziel hatte Herr Stud. Rat Habel mit seiner Sexta gewählt.
22.-23.3.: O.II. durchstreift mit Herrn St.R. Dr. Hansmann die Rauenschen Berge, Saarow, Petersdorf, Kolpin.
24.-27.3.: Herr St.R. Köhler, unterstützt von Herrn cand. phil. Claassen, vereinigt 16 Untersekundaner zu einer kombinierten Bahn- und Radfahrt nach Halle-Weimar-Eisenach.
Stets wurden die Jugendherbergen als Standquartier genutzt.