Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Charlottenburg
1899 gegründet
1912 Einrichtung einer eigenen Druckerei durch Heinrich Wieynk
1971 in die Hochschule für Bildende Künste (heute Universität der Künste Berlin) eingegliedert
Das Unterrichtsangebot bestand 1922 in Tagesklassen für Stein-, Holz- und Metallbildhauer, für Innenarchitektur, für Buchgewerbe und künstlerische Schrift, für dekorative Malerei, für Graphik (Holzschnitt, Radierung, Lithographie und Reklame), für Flächenkunst (Glasmalerei, Musterzeichnen, Modezeichnen, Stickerei) sowie für Gold und Silberschmiede. Zusätzlich gab es Abend- und Sonntagsunterricht entsprechend dem Angebot in den Tagesklassen. (Quelle: Wikipedia)
Charlottenburg wurde 1920 von Berlin eingemeindet. 1923 wurde in Berlin-Friedrichshain, Andreasstraße 1-2, ebenfalls eine Kunstgewerbe- und Handwerkerschule eingerichtet, die aus der dortigen 2. Handwerkerschule hervorging. Um die beiden Schulen unterscheiden zu können, wurde der Name der Charlottenburger Schule mit dem Zusatz "Berlin-West" versehen. Die Schule in Friedrichshain erhielt den Zusatz "Berlin-Ost". (Quelle: Wikipedia)
"Zweck und Ziele (der Städtischen Kunstgewerbe- und Handwerkerschule zu Charlottenburg): Die Anstalt hat die Aufgabe, Angehörigen des Handwerks und des Kunstgewerbes diejenigen Kenntnisse und Fertigkeiten zu vermitteln, deren sie zur Ergänzung ihrer praktischen Lehrzeit bedürfen. Es findet Tages- und Abendunterricht statt."
Aus: Handbuch des Kunstmarktes. Kunstadressbuch für das Deutsche Reich usw. Berlin 1926
"In den Ausstellungsräumen des Schriftmuseums Rudolf Blanckertz Berlin N.O., Georgenkirchstraße 44, zeigt vom 5.-24. September der Graphiker und Lehrer an der Städt. Kunstgewerbeschule Charlottenburg, Friedrich Otto Muck, angewandte Schrift aus Beruf und Schule, und zwar eigene graphische und plastische Arbeiten für Buchgewerbe, Reklame und andere Gebiete der Schriftanwendung und Studienarbeiten seiner Schüler. Geöffnet Montags bis Freitags 10-16, Sonnabends 10-13 Uhr. Eintritt frei!"
Aus: Kunst und Jugend. Bund Deutscher Kunsterzieher (Hrsg.). N.F. 12.1932, Heft 9 (September 1932)
Die Kunstgewerbeschule war wohl so etwas wie eine Berufsschule, Abendschule, Volkshochschule. Die Schule besaß seit dem Jahre 1912 eine eigene Buchdruckerei. Vermutlich hat Friedrich Dobe an dieser Einrichtung an Kursen teilgenommen. Dies erschließt sich aus seinen drei mir bekannten Buchprojekten:
Auch wenn hier die Kunstgewerbeschule nicht genannt wird, deuten die Personen auf eine Bekanntschaft, vielleicht auch Freundschaft hin, die ihren Ursprung auf der Schule gehabt haben könnte.
Hans Orlowski (1894-1967) war ab 1922 bis 1945 an der Kunstgewerbeschule tätig.
Die mir bekannten Drucke der Kunstgewerbeschule Charlottenburg:
1921
Asfendiar. Eine orientalische Erzählung. 1921. 12 S. Mit einer handkolorierten signierten Radierung von Edmund Schaefer.
1. Musterdruck
Unter persönlicher Leitung des Künstlers ... gedruckt. Nr. I-XXX wurden für die Freunde der Schule, Nr. 1-100 für den Verlag Karl Schnabel, Berlin, hergestellt.
1922
J[oseph] V[ictor] Scheffel. König Rother, eine Mär. [1922]. 8 Bl., 2 farb. Tafeln. Berlin, Verlag Karl Schnabel.
2. Musterdruck
Nr. I bis XXX wurden für die Freunde der Schule, Nr. 1 bis 100 für den Verlag Karl Schnabel mit zwei handkolorierten und signierten Lithographien von Edmund Schaefer unter persönlicher Leitung des Künstlers ... gedruckt.
Wilhelm Fr. Müller zeichnete Titel und Umschlag.
Ernst Kohlhauer. Gott! Gedichte. Mit Titelholzstich von Edmund Schaefer. Für den Verlag August Kuhn-Foelix, Berlin, 1922. 34 S. 30x23cm.
3. Musterdruck
Vorliegende Gedichte wurden im Jahre 1922 bei August Kuhn, Berlin, verlegt. Der Druck wurde auf einer Presse der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Charlottenburg hergestellt. Für den Titel schuf Edmund Schaefer einen handsignierten Originalholzstich. Es kommen nur 100 numerierte Exemplare in den Handel, jedes Exemplar ist vom Dichter signiert.
Daniel (Das Buch Daniel). Berlin, Verlag von August Kuhn-Foelix. 1922. 49 S. 4°. Mit 15 Radierungen von Willy Jaeckel, die von Hermann Birkholz auf der Handpresse abgezogen wurden.
Den Druck besorgte die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Charlottenburg. Druckleitung: Edmund Schaefer. Die Initialen sind von Doris Homann mit der Hand eingemalt. 20 Expl. kamen in den Handel. Nr. 1-3 auf feinstem Bütten in Ganzleder. Nr. 4-20 auf Bütten in Pergament.
Das Johannes-Evangelium. Berlin, Verlag von August Kuhn-Foelix. 1922. 106 S. 38,5x29cm. Mit farbigem Titel, 21 handgeschriebenen farbigen Initialen von Rudolf Koch und 10 Holzschnitten von Franz Heckendorf, die der Künstler eigenhändig schnitt und ausmalte.
Das vorliegende Werk wurde im Jahre 1922 bei August Kuhn in Berlin verlegt. Den Druck besorgte die Charlottenburger Kunstgewerbe- und Handwerkerschule unter persönlicher Leitung von Edmund Schaefer. Die elf Holzschnitte schuf, schnitt und kolorierte Franz Heckendorf und die Initialen malte Rudolf Koch, Offenbach. Es wurden nur 20 Exemplare gedruckt.
1923
Goethe. Eine moralische Erzählung. Berlin, Wendekreis Verlag. 1923. 37 S., 4 Bl. Radierungen. Gr 8°.
Wendekreis Verlag, 1. Werk
Als erstes Werk des Wendekreis Verlages wurde diese Erzählung in Oktober 1923 herausgegeben. ... Die vier handsignierten Radierungen sind von Edmund Schaefer. Text und Radierungen wurden unter persönlicher Aufsicht des Künstlers auf den Pressen der Städt. Kunstgewerbeschule Charlottenburg gedruckt. 100 num. Expl.: Nr. I-X auf handgeschöpftem Zandern-Bütten in Ganzpergament von Paul Kersten, Nr. 11-50 auf handgeschöpftem Zanders-Bütten, Nr. 51-100 auf Doosmühle-Bütten, Nr. 11-100 in blauem Interimspappband.
Hans Christian Andersen. Des Kaisers neue Kleider. Ein Märchen. Berlin, Wendekreis Verlag, 1923. 20 S. 24,5x20cm. Die 5 eingedruckten Holzschnitte und das [handkolorierte] Anfangsinitiale zeichnete und schnitt Michel Ell.
Wendekreis Verlag, 2. Werk
Nr. I-X in Ganzergament von Paul Kersten, Nr. 11-100 in gelbem Interimspappband. Nr. I-X und 11-100 auf Doosmühle-Bütten
Sonderdruck der Druckwerkstätte der Kunsgewerbe- und Handwerkerschule Charlottenburg.
[DNB-SC 234-2]
Hans Christian Andersen. Des Kaisers neue Kleider. Ein Märchen. Charlottenburg, Druckwerkstätte der Kunst- und Handwerkerschule, 1923. [18] S. 24,5x20cm. Die 5 Holzschnitte zeichnete und schnitt Michel Ell.
Nicht im Handel erschienen.
[DNB-1924 A 1992]
Das Jüngste Gericht (Matthäus XXV, 31-46). 1923. 19 Text-, 6 Bildseiten. 40x28cm. Als Blockbuch in Holz geschnitten und handkoloriert von Hans Orlowski.
Wendekreis Verlag, 3. Werk
Unter Aufsicht des Künstlers gedruckt durch die Kunstgewerbeschule Charlottenburg. 100 num. und sign. Expl.: Nr. I-X in Ganzpergament-Handeinband von Paul Kersten, Nr. 11-100 in orangefarbenem Interimsband; Nr. I-X auf edelstem van Geldern-Bütten, Nr. 11-50 auf handgeschöpftem Zanders-Bütten, Nr. 51-100 auf einfachem Zanders-Bütten.
Gottfried Keller. Der schlimm-heilige Vitalis. Berlin, August Kuhn. 1923. 97 S. 17x10,5cm.
Vorliegendes Werk wurde im Jahre 1923 für den Verlag von August Kuhn in Berlin auf der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Charlottenburg hergestellt. Die fünf Radierungen sind von Edmund Schaefer, der auch die gesamte Drucklegung besorgte. Das Initial sowie die Schlussleisten sind von Friedrich Dobe. Es kamen nur 20 Exemplare in den Handel.
1924
[Wilhelm Hauff. Die Geschichte von dem kleinen Muck. Ein Märchen von Wilhelm Hauff. Mit 8 Radierungen und 2 handgemalten Initialen von Arnold Schott. Berlin 1924. 22,7x15,2cm. 60 S.]
Wendekreis Verlag, 4. Werk
Als viertes Werk des Wendekreis-Verlages wurde dies Märchen Ostern 1924 herausgegeben. Die acht Radierungen und die beiden handgemalten Initialen sind von Arnold Schott. Den Druck des Textes besorgten nach Anordnung des Künstlers Gebr. Mann in Berlin, die Radierungen wurden bei O. Felsing (Pan Presse) in Charlottenburg [auf Zanders-Bütten] abgezogen. Es werden nur 50 numerierte, vom Künstler signierte Exemplare in den Handel gebracht."
[Quelle: Bücherstube Hans Götz, Katalog 21, 1926]
[Bra.1985.83.1488]
Amiran. Eine georgische Sage. Mit Holzschnitt-Titel und vier Holzschnitten von Hans Orlowski. Berlin, 1924. 11 Bl.
Wendekreis Verlag, 5. Werk.
Hergestellt auf der Presse der Charlottenburger Kunstgewerbeschule.
[Diese georgische Variante der Prometheussage ist entnommen den bei Eugen Diederichs, Jena, in d. Übers. von A. Dirr ersch. kaukas. Märchen.]
Burg Kynast. Eine schlesische Sage. Mit Holzschnitten von Michel Ell. 1924. 4°
100 Exemplare auf Bütten.
Dieser Sonderdruck wurde von Erich Paul gesetzt und gedruckt in der Werkstätte der Städtischen Kunstgewerbe- und Handwerkerschule zu Charlottenburg in nur 100 numerierten und signierten Exemplaren auf Büttenpapier.
Quelle: Die Bibliothek Dr. Heinrich Stinnes. Versteigerung 57. Kunstantiquariat Puppel, Berlin. 1938. (Nr. 1303)
1927
Friedrich Kayssler. Die verlorenen Tränen. Ein Märchen. [Berlin], Kunstgewerbeschule Charlottenburg. 1927.
1928
Hölderlin. Der dreizehnte Brief des Hyperion an Bellarmin. Mit rot ausgemalter Initiale, zahlr. kleineren Initialen und 4 ganzs. Holzschnitten von Hans Orlowski. Berlin (1928-29). [14] Bl. 39,5x29cm
Gedruckt auf der Presse der Kunstgewerbeschule Berlin-West. 25 Exemplare.
[Der Künstler wird im Buch nicht genannt, er ist lediglich durch seine Signatur erkennbar.]
Edgar Allan Poe. Hoppfrosch. Mit fünf Holzschnitten von Erich Pahlow. Charlottenburg [1928]. 25 S., [1] Bl. 25,5x19,8cm. Pappband mit Titelholzschnitt.
Übersetzung der Erzählung aus dem Englischen von Dr. Emil Waldmann. Satz, Druck und Illustration von Schülern der Graphikklasse der Städtischen Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Charlottenburg. Holzschnitte und Außentitel entworfen, geschnitten und signiert von Erich Pahlow.
Signiert mit Jahresangabe 1928. In einer wahrscheinlich kleinen Auflage gedruckt. Weltweit kein Exemplar in öffentlichen Bibliotheken nachweisbar.
1930
H. M. Weiss. Der Flußdrache. Erzählung. [Berlin] 1930. 8 S., 2 Bl. 4°.
In 15 Expl. in der Werkstätte der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Berlin hergestellt.
1935
Rainer Maria Rilke. Die Zweite der Duineser Elegien. Mit 14 Holzschnitten von H. Orlowski. Berlin. 1935. 9 Bl. fol.
Im Frühjahr 1935 wurde diese Rilke'sche Elegie mit freundlicher Genehmigung des Insel-Verlages auf der Presse der Handwerkerschule der Stadt Berlin als Privatdruck in 25 Exemplaren hergestellt.
Stand: Jun. 2025